Wie viele Reisen in den Jahren '92-'97 habe
ich auch
diese mit Martin Ebach gemacht. Da wir leider kein Tagebuch
geführt
haben, muß ich versuchen, die Ereignisse aus dem Kopf nach
nunmehr
fast 6 Jahren - ach ja, die Zeit vergeht so schnell ( früher habe
ich das immer für so einen blöden Erwachsenenspruch gehalten)
- zusammen zu schreiben.
Wir hatten damals das Ticket für drei
Zonen gekauft:
Frankreich + Benelux, Italien + Griechenland, Bulgarien - Polen. Und
wir
haben den Monat komplett genutzt.
Das Buch 'Preiswert durch Europa' von Wolfgang
Klein war
dabei unser treuer Begleiter. Ich habe noch nie vorher ein Buch mit
einem
solchen Nutzwert besessen: Für die Interrailtour ersetzte es
Streckenplan
der Bahn, 'Hotel'führer (Herbergen und Campingplätze) und
Städte-Führer
(was muss man gesehen haben und was lohnt sich nicht).
Ich
kann jedem, der eine ähnliche Tour plant, nur empfehlen, sich
dieses
Buch zu kaufen (ca. 18,- EUR) oder alternativ den Lonely Planet, mit dem ich ebenfalls gute Erfahrungen gemacht habe.
15.7.93 Frankreich: Unser erstes Ziel war Taize. Da
wir aber in Paris von einer
ebenso freundlichen wie inkompetenten jungen Servicekraft in den
falschen
Teil eines Zuges gesetzt wurden landeten wir zunächst in Besancon
(?), von wo aus wir mit dem TGV (extra zahlen !) fahren mußten,
um
überhaupt noch eine Chance auf eine Ankuft in Taize vorm
Morgengrauen
zu haben.
Leider haben wir es dann nicht mehr von Macon
nach Cluny/Taize
geschafft, da der letzte Bahnbus um ca 19.00 in Macon weggefahren war.
Auch alle Versuche zu trampen schlugen fehl.
Schließlich
kehrten wir mit der Gewissheit, ja immer ein warmes Plätzchen zum
Schlafen im Zug kriegen zu können, zum Bahnhof zurück, wo uns
ein geschlossener solcher erwartete: 'Der Bahnhof ist von 22:30 bis
4:30
geschlossen'.
Na toll! Mit zwei Obdachlosen und einem
Punkerpärchen
übernachteten wir also in unserer ersten Interrailnacht vor einem
Bahnhof in Frankreich. Und das auch noch ohne genügend
Getränke.
Selbst ein Bus voller Nonnen konnte / wollte uns
nicht
helfen. Auf die Nachfrage, wohin sie führen bekamen wir nur ein
'Nein,
nicht dahin' zu hören.
16.7.93
Aber jede Nacht hat irgendwann ein Ende und ich mußte Martin E.
am
Ende sogar noch aus seinen Alpträumen wecken.
Nach kurzer Stärkung auf franz. Art
(Baguett) verließen
wir dann Macon in Richtung Nizza.
Im Zug suchte ich uns dann ein schönes
Abteil mit
zwei blonden Frauen, um dann entäuscht festzustellen, daß
diese
sich in einer uns nicht verständlichen Sprache unterhielten.
Also lästerten wir - in Maßen -
über
die beiden und reden darüber, welche Sprache sie wohl
sprächen.
Das lief so lange, bis die eine der beiden uns
sagte,
sie kämen aus Schweden und Norwegen könnten aber auch Deutsch.
Ja! Sehr peinlich. Aber nach wenigen Minuten war
alles
vergessen und wir haben uns gut unterhalten. Schlißlich kamen wir
zu der Frage, was wir denn in Nizza machen sollten.
Unser Vorschlag am Meer baden zu gehen wurde von
Stine
und Line (das sind Klarnamen und keine schwedischen Pseudonyme) mit der
Gegenfrage quittiert, ob man da wohl oben ohne baden duerfte, da sie
kein
Oberteil zum Baden mit hätten.
Und siehe da: Auf einmal wurden aus uns wahre
Nizza-Strand-Experten:
'Natürlich geht das!', 'Gar kein Problem', 'Die laufen da alle so
rum!'.
Also Gingen wir baden, danach Pizza essen und
mußten
uns schließlich von den beiden veraschieden, da wir in der Nacht
noch nach Venedig wollten. (Leider ging plötzlich alles so
schnell,
dass wir keine Zeit mehr zu Adressentauschen hatten)
Die Zugfahrt war ok und so kamen wir dann am
nächsten
morgen in Venedig an.
17.7.93
Als erstes machten wir uns auf den Weg zu dem in unserem
Interrail-Führer
(,den ich ja schon oben lobend erwähnt habe) empfohlenen
Nachtquartier (Haus der Waldenser),
um dort für die nächste Nacht alles klar zu machen.
Vorm Eingang lernten wir dann noch Daniel (20)
und Rachel
(17) aus Luxemburg kennen, die -wie sie betonten - kein Pärchen
seien,
sondern nur befreundet wären. Daniel erzähle uns irgendwann,
daß sie die Tochter von Freunden seiner Eltern sei und er es
nicht
hätte ablehnen können, sie mitzunehmen.
Wie dem auch sei, sie waren nett (auch wenn sie
nicht
so gut aussahen wie Stine&Line) und wir haben uns zusammen für
die nächste Nacht angemeldet. Das einzig ärgerliche an diesem
Morgen war, daß wir unser einziges größeres Brotmesser
in ein Baguett gesteckt hatten , das wir weggeworfen haben nachdem in
der
Herberge ein Hund daran geleckt hatte. Tja, so verschwand dann das
Messer
mit dem Baguett im Müll. Uns ist das natürlich erst Stunden
später
aufgefallen.
Auf dem Weg zur Jugendherberge - Martin E. hatte
seinen
JH-Ausweis zu Hause vergessen und seine Mutter hatte diesen dann in die
JH in Venedig gefaxt - trafen wir dann noch Kirsten (18), die etwas
verzweifelt
war, da alle Herbergsplätze in Venedig schon vergeben waren und
sie
befürchtete zum Schlafen zurück nach Padua fahren zu
müssen.
Also sind wir mit ihr nochmal zum Waldenser Haus
gelaufen,
wo allerdings auch schon alle Plätze belegt waren, sodaß sie
beschloß, unter Rachels Bett als Schwarzschläfer die Nacht
zu
verbringen.
Aber erstmal war ja noch Tag und wir haben uns
Venedig
von allen Seiten angesehen soweit das in einem Tag überhaupt
möglich
ist.
18.7.93
Am nächsten Tag fuhren wir dann gemeinsam nach Florenz, wo wir in
einer kleinen Herberge nahe am Bahnhof auch schon telephonisch Zimmer
für
drei Männer und zwei Frauen reserviert hatten. Dort angekommen
stellte
sich dann heraus, daß wir ein Zimmer für uns alle fünf
bekommen hatten. Aber warum nicht! Wir kannten uns ja nun schon
deutlich
länger als 24 Stunden. Erste Besichtigung von Florenz machte uns
deutlich,
daß wir hier ruhig mehr als einen Tag bleieben sollten.
19.7.93
Nach Besichtigung von Florenz incl. Besteigung der umliegenden Berge
fuhren
wir abends zum Pizzaessen nach Pisa. (Dank Interrail-Ticket sind solche
Späße ja umsonst)
Der Zug, der uns zurückbringen sollte, damit
wir
nicht die Sperrstunde in der Herberge verpassten, fuhr allerdings nur
an
Weihnachten und an allen ungeraden Tagen im März (o.ä.) und
so
war es für uns unmöglich, pünktlich nach Florenz (bis
1.00
nachts) zurückzukehren.
Also mußten wir ja wohl in der Herberge
anrufen
und den Besitzer bitten, die Tür eine weitere Stunde
offenzulassen.
(Wir machten uns damals wirklich sorgen, da das Schild 'Geöffnet
nur
bis 1.00' deutlich im Treppenhaus gehangen hatte).
Der Mensch in der Herberge sagte am Telephon aber
nur:
'Was ist das Problem?? Ihr kommt, wann ihr kommt. Die Tür ist eh
immer
offen.' Also Null Problemo.
20.7.93
Da wir uns in Florenz wohlfühlten, beschlossen wir, hier zu
bleiben
am nächsten Tag aber einen Tagesausflug nach Sienna zu machen.
Sienna
ist toll. Wir haben eine halbe Ewigkeit einfach nur auf dem
großen
muschelförmigen Platz in der Sonne gelegen, Wassermelonen gegessen
und uns Leute angeguckt. Nur Rachel war etwas eifriger und versuchte
die
ganze Zeit, mit irgendwelchen italienischen Soldaten anzubändeln.
Schließlich wollten Daniel und ich noch auf den großen
Turm,
was allerdings von der energischen Lehrerin einer bayrischen
Mädchenschule
verhindert wurde. (Wir hätten fast noch mit der letzten Gruppe -
man
kam nur gruppenweise auf den Turm - hochgedurft, da uns das Personal
für
Mitglieder der Schulklasse gehalten hatte. Aber da schritt dann oben
erwähnte
Lehrerin ein und bedeutete dem Führer, daß wir nicht
dazugehörten.).
Auf der Rückfahrt nach Florenz machte sich
dann
etwas Trauer über den bevorstehen Abschied breit: Kirsten wollte
direkt
nach Brindisi, um nach Griechenland überzusetzen. Daniel und
Rachel
wollten nach Rom. Und wir planten, am nächsten Tag nach Assisi zu
fahren.
21.7.93
Unser Ziel war Assisi: Nach mehrstüdiger Zugfahrt und einem
Aufstieg
vom Bahnhof zur Stadt (oder sind wir Bus gefahren?) waren wir dann da
und
begeistert.
Aber wo sollten wir schlafen? Uns war die Pension
Italia
empfohlen worden. Aber statt einer kleinen Pension fanden wir nur das
großartige
Hotel Italia, das direkt am Piazza del Commune (o.ä.) lag. 'Aber
vielleicht
wissen die ja, wo die Pension liegt'? Also sind wir reingegangen. Und
-oh
Wunder - eine Pension Italia gab es nicht aber das Hotel hatte
Übernachtungspreise
wie eine kleinst Pension: p.P. 18 DM pro Nacht. Also haben wir uns dann
gleich ein Zimmer genommen.
22.7.93
Nach Besichtigung von Assisi am Vortag war unser Ziel für heute
SanEremo.
Ein Kloster, das einige Kilometer hinter Assisi liegt. Eigendlich
wollten
wir - um der Mittagssonne zu entgehen - den langen Marsch um 9.00
beginnen.
Da aber der für unsere Wasser- und Proviantversorgung wichtige
Laden
-entgegen der Aussage eines Schildes an der Ladentür - erste
gegen 10.20 auf machte, konnten wir erst gegen halb elf loslaufen.
Am Anfang kamen wir auch noch ganz gut voran und
auf
30 min Laufen kamen 5 Minuten Pause (es ging die ganze Zeit bergauf)
aber
im Laufe der Zeit und mit steigender Sonne kehrte sich diese
Verhältnis
mehr und mehr um.
Kurz vor unserer Ankunft überholte uns dann
noch
ein Auto und parkte vor der letzten Kurve. Ein junger Mann stieg aus,
zog
sich eine Mönchskutte über, rief uns noch ein fröhliches
'Auf, auf - es ist nicht mehr weit' zu und lief dann mit großen
Schritten
um die Kurve und aufs Kloster zu.(klar, er war ja auch bis hierher
gefahren
- selbst pilgernde Mönche sind nicht mehr das, was sie mal
waren).
Aber
der Aufstieg hatte sich gelohnt: Ein schönes Kloster und eine
wirklich
tolle Aussicht auf eine wunderschöne Landschaft. Das versteht man
doch gleich, warum der gute Franz sich hierher so gerne zurückzog.
Der Rückweg gestalltete sich dann deutlich
einfacher,
da wir - kaum waren wir die ersten Meter gelaufen, von deutschen
Touristen
angesprochen wurden, ob wir nicht mit in ihrem Auto den Berg
hinunterfahren
wollten. Wollten wir!
Am Abend haben wir dann noch eine Schulklasse aus
...(?
- irgendwo in Süddeutschland) getroffen, die gerade auf einer
humanistischen
Bildungsreise waren.
23.7.93
An diesem Sonntag Morgen waren wir noch zu einem Gottesdienst in der
großen
Kathedrale, die ja leider seit dem Erdbeben von 1998(?) schwer
beschädigt
ist.
Danach sind wir nur noch wie die Wilden einen Tag
mit
dem Zug hin und her gefahren. ziel war dabei, am nächsten Morgen
in
Brindisi zu sein und die Nacht im Zug zu verbringen. Also mussten wir
zunächst
an die Ostküste Italiens und dann etwas in den Norden, um eine
möglichst
lange Zugfahrt (wg. Schlafen) am Stück nach Brindisi zu haben.
Also fuhren wir folgendermaßen: 11.30
Assisi =>
Foligno; 13:40 Foligno => Ancona; 17:13 Ancona => Fabriano; 19:06
Fabriano
=> Ancona; 22:00 Ancona => Rimini; 0:28 Rimini => Brindisi.
Folgendes bleibt noch zu sagen: Ich habe kein
phantastisches
Gedächnis, sonder noch die Interrailtickets, in denen alle Fahrten
mit Zeiten stehen. In Fabriano waren wir am Strand baden. Deshalb haben
wir den Ancona - Fabriano - Ancona Abstecher gemacht. In Ancona waren
wir
dann noch chinesisch Essen (Die Besitzerin hätte uns fast umarmt
vor
Freunde, als wir mit Stäbchen zu Essen begehrten.)
24.7.93
Die nun folgende Zugfahrt nach Brindisi war eher beschwerlich: Der
erste
Zug um 0:28 war so überfüllt, daß wir uns entschlossen,
den nächsten zu nehmen. Der war dann aber ebenso voll; und so
warteten
wir halt noch eine Stunde. Der Zug um 2:28 war dann der letzte und
damit
auch zwangsläufig unsere Wahl.
Während des langen Wartens hatten wir noch
zwei
Deutsche (?) aus Bayern kennengelernt, von denen einer einen so starken
Dialekt hatte, daß ich ihn nicht verstanden habe. Ja genau, gar
nicht
verstanden! Nach einer Weile hatte ich aber herausgefunden, daß
er
eh immer nur rethorische Fragen stellte und ich also mit einem 'Jaja'
nichts
falsch machen konnte.
Doch nun zurück zur Zugfahrt: Auch der
letzte Zug
war entsetzlich voll und wir hatten ein riesiges Glück, daß
wir überhaupt noch zwei Plätze in einem ansonsten vollen
Abteil
fanden. Schnell fanden wir auch heraus, was das Manko dieses Abteils
war:
Eine der Mitfahrerinnen hatte grauenvoll stinkende Füße!(Abb.
links:Diese Klinke, die auf alle Bahn-Vierkant-Schlösser in Europa
passt, konnte uns hier nicht helfen)
Aber nach zehn Minuten hatten sich die Nasen dann
aber
daran gewöhnt und das Problem war damit nicht mehr vorhanden.
Zumindest
nicht für uns. Wohl aber für die Leute, die nachdem zwei
Mitfahrer
ausgestiegen waren sich für die freigewordenen Plätze zu
interessieren
schienen. Aber nach einer Nase voll Abteilluft drehten sie sich dann
immer
um und gingen wieder raus. Also konnten wir bequem (haha!) mit
ausgestreckten
Beinen schlafen.
Am nächsten Morgen trafen wir dann auch die
Bayern
wieder, die uns erzählten, was für Füchse sie doch seien
und wie geschickt sie es geschafft hätten, ab 4:30 zwei
Plätze
in einem Abtei zu ergattern. Wir haben nur gelächelt!
Der folgende Tag in Brindisi läßt sich
mit
wenigen Worten beschreiben: gemütlich & todlangweilig. Nach
der
Ankunft sorgte das Beschaffen der Tickets für die Überfahrt
nach
Griechenland ja noch für eine gewisse Spannung, da man uns
erzählen
wollte, wir müßten Kabinentickets für teures Geld
kaufen.
Nachdem wir dann aber herausgefunden hatten, daß wir mit den
Interrailtickets
auch für umsonst auf Deck schlafen konnten und daß die
Fähre
erst um 20:00 abfahren würde machte sich oben bereits genannte
tödliche
Langeweile breit: Brindisi war heiß, trostlos und keiner
Besichigung
wert. Also kauften wir erstmal in einem kleinen Supermarkt ein und
legten
uns dann in die klimatisierte Wartehalle des Hafens von Brindisi. da
wir
nicht die einzigen mit dieser einfallsreichen Tagesplanung waren lagen
bald überall in dieser riesigen Halle junge Leute auf dem Boden
verstreut
herum, die aßen, schliefen, sich unterhielten oder -wie ein Rudel
besoffener Fußballfans - herumgrölten.
Aber nach den turbulenten letzten Tagen war es
auch irgendwie
sehr bequem, einfach einen Tag im Kühlen zu liegen und nichts
machen
zu müssen außer zu essen, zu trinken und auf die Fähre
zu warten.
Die kam dann auch fast pünktlich an und fuhr
nur
unwesentlich unpünktlicher - so gegen 20:20 - wieder ab.
Die nun folgende Überfahrt war ähnlich
unkomfortabel
wie die Zugfahrt nach Brindisi: Wir hatten zwar 'auf Deck' entscheident
mehr Platz zum Schlafen als im Zug (obwohl auch hier das ganze Deck mit
in Schlafsäcke gehüllten Interrailern bedeckt war) aber
dafür
lagen wir direkt unter einem Lautsprecher. Und zu unserer großen
Freude war der Kapitän ein redseeliger Mann, der während der
ersten vier Stunden der Fahrt alle 15 Minuten die Sicherheitshinweise
zum
Besten gab (Das war auch bitter nötig, da z.B. die Stahlseile, an
denen die Rettungsboote hätten zu Wasser gelassen werden sollen,
so
oft mit Rostschutzfarbe überstrichen worden waren, daß sie
völlig
verklebt und im Ernstfall warscheinlich funktionsuntüchtig gewesen
wären), auf die Möglichkeit des zollfreien Einkaufs verwies,
alle Gäste auf seinem Schiff begrüßte und hin und
wieder
auf landschaftliche Begebenheiten hinwies (soweit man denn etwas
außer
Wasser und Himmel sehen konnte).
Um das ganze aber zu krönen, bekamen wir
diese Vorträge
jedesmal in unglaublicher Lautstärke und drei Sprachen (ital.,
griech.
u. engl.) zu hören. Aber egal; wer will schon vor Mitternacht
schlafen!
25.7.93Am
nächsten Morgen - das Schiff war immer noch nicht untergegangen -
kamen wir dann in Patras an, nachdem wir erst wieder ein paar
Geschichten
des Kapitäns hatten lauschen dürfen. Ausserdem betrat kurz
nach Sonnenaufgang ein älters englisches Ehepaar das Deck, setzte
sich auf eine Bank und schaute auf Wasser, Inseln und uns. Nachdem er
-nach langem Seuftzen- seiner Frau bekundet hatte, wie gern auch er
diese Freiheit an Deck mit all den anderen jungen Leuten genossen
hätten, sagte sie nur: "Mein Lieber, was glaubst Du wie viele
dieser jungen Leute gerne mit Dir getauscht und lieber die Nach in der
gemütlichen Kabine verbracht hätten". Recht hat sie!
Nun standen wir vor der
Frage, ob wir direkt nach Athen weiter wollten oder erst noch etwas im
Süden Griechenlands verweilen sollten.?
Nach Mykene sollte es gehen. Sollte. In Korinth,
wo wir
umsteigen wollten, merkten wir dann allerdings sehr bald, dass es nur
einen
(oder zwei ?) Zug am Tag nach Mykene gibt und das dieser nicht abends
um
18:00 fuhr. Aus dem Zug Richtung Athen waren wir ja nun aber leider
auch
ausgestiegen (zwecks Umsteigen). Aber - oh Wunder- nach Athen fuhr an
diesem
Tag noch ein letzter Zug um 19:00.
In der einen Stunde Wartezeit lernenten wir einen
Griechen
kennen, der uns dann auch gleich der Athener Jugendherberge abwarb und
uns den Prospekt eines Hotels für junge Leute gab, bei dem der
Bruder
einer Freundin seines Bruders (o.ä.) arbeitete. Tja und wegen
seiner
eben geschilderten enorm guten Beziehung zu diesem Hotel konnte er uns
sogar spontan 20% Rabatt einräumen.
Fast pünktlich um sieben Uhr kam der Zug.
Als wir dann gegen 21 Uhr Athen erreichten wurde
es schon
langsam dunkel und natürlich fanden wir das Hotel mit der auf dem
Prospekt aufgedruckten Karte nicht.
Der Besitzer einer kleinen Tankstelle sagte auf
unsere
Bitte, ob er uns helfen könnte das auf der Karte verzeichnete
Hotel
zu finden, nur: 'Uuuhh, duu noot trrrust in tiss mäpp - its total
rrong'.
Aber glücklicherweise hatte die Tochter
einer guten
Bekannten seiner Schwiegermutter ein Reisebüro direkt um die Ecke,
das natürlich (21:30) noch geöffnet hatte. Diese
konnte/wollte
uns dann zwar nicht den Weg weisen empfahl uns dafuer aber ein anderes
Hotel das dem Cousin ihres - ach ist auch egal -.. gehörte.
Per Telephon wurden wir vorangeküdigt und ein Rabatt von stolzen
33
% Prozen ausgehandelt.
Dafür hatten wir dann auch ein Zimmer mit
33% mehr
Wanzen im Zimmer und den weitesten Weg zu den - nennen wir es mal -
sanitären
Räumlichkeiten. Aber egal, hauptsache wir hatten ein bzw. zwei
Betten
zum schlafen. Gute Nacht!
26.7.93
Am nächsten Morgen haben wir dann erstmal das Pflichtprogramm
gemacht:
Akropolis!
Auch wenn natürlich nur - mal wieder -
Ruinen einer
großen Zeit waren hat es sich gelohnt. Allein der Blick über
Athen ist bemerkenswert. Da dies hier aber kein Reiseführer werden
soll, spare ich mir die weitere Beschreibung des heutigen Tages, den
wir
rein touristisch gestalteten.
Aufgefallen ist mir beim Abendessen noch,
daß auch
nichts geschenkt ist: Auf dem Tisch stand ein kleiner Korb mit Brot.
Nahm
man nichts daraus, so blieb er eine kostenlose Tischdekoration; nahm
man
aber auch nur eine Schreibe, so schlug gleich eine ganzer Brotkorb mit
fast fünf Mark zu Buche. Also: Entweder keine Scheibe nehemen oder
gleich alles essen!
Am naechsten Tag sollte es dann zur bulgarischen
Botschaft
gehen. Gehen ? Nein, nein, so einfach war das nun auch nicht ...
27.7.93
Früh aufgestanden -es gibt Betten und Hotelzimmer, in denen
hält
einen nicht so viel- machten wir uns auf den Weg, uns ein Visum
für
Bulgarien zu besorgen. In der Rezeption eines anderen Hotels gab man
uns
die Adresse der bulgarischen Botschaft mit Freuden, da man hoffte, uns
auf diese Weise möglichst bald nicht mehr in dem edlen
Eingangsbereich
des Hilton erdulden zu müssen. Einen Hinweis gab man uns dann doch
noch: Der Fahrpreis zu besagter Adresse sollte per Taxi nicht
höher
als ca. 15 DM sein.
Flugs ins nächste Taxi gesetzt wunderten wir
uns
doch arg darüber, daß zum ersten Mal etwas deutlich billiger
als angenommen war: Der Fahrer verkündete, er werde uns für
umgerechnet
10 DM zur Wieauchimmersiehiess-Straße fahren. Dort angekommen
versicherte
ich mich mit einem schnellen Blick und meiner untrüglichen
Kenntnis
aller griechischer Buchstaben der Richtigkeit des Fahrziels und zahlte
dann. Doch -oh weh- statt der erwarteten Botschaft erwartete uns nur
ein
ein kleiner Gemüseladen, dessen Besitzer allerdings auch eine
Botschaft
hatte: Die Wieauchimmersiehiess-Straße gibt es zwei mal in Athen.
Einmal im Zentrum und einem in einem nördlichen Villenvorort.
Selbstverständlich
waren wir an der zentrumsnahen, die bulgarische Botschaft an der
nördlichen
und unser Taxi über alle Berge.
20 Minuten später und einniges Geld
ärmer standen
wir dann aber irgendwann an diesem Vormittag doch noch vor den Toren
der
Botschaft. Vormittag? Vonwegen! Doch der Reihe nach: Am Haupttor teilte
man uns nach langem Blabla mit wir müssten für ein Visum zum
Seitentor kommen. Nach kurzer Suche standen wir dort und klingelten,
und
klingelten...und klingelten. Also zurück zum Haupttor. Auf unsere
Frage, warum uns niemand am Seiteneingang geöffnet habe erfuhren
wir,
dass es eben keineswegs mehr vormittags sei, sonder bereits mehrere
Minuten
nach 12 Uhr mittags und daher zu spät. Zu spät? Genau. Der
Seiteneingang
fürs Fußvolk und Visa-Bittsteller hat nur bis 12:00 auf.
Auch
alle Hinweise darauf, daß solches Beharren auf der genauen Zeit
aber
keineswegs bulgarischer Natur sei und daß der Botschafter somit
riskiere,
zwei Besucher seines schönen Heimatlandes zu verlieren, fruchteten
nicht: "No way. Come back later."
Dafür war aber keine Zeit mehr.
Schließlich
wollten wir den Nachtzug nach Thessaloniki nehmen. Dazu mußten
wir
aber erstmal in die Stadt kommen. Und das war gar nicht so einfach, da
wir in einem Vorort ohne Telephonzellen, Taxisammelstände oder
U-Bahn-Stationen
standen. Nix als Botschaften. Also wurde gelaufen bis wir nach einer
halben
Stunde zufällig auf ein Taxi stießen, das uns -
natürlich
gegen einen angemessen Geldbetrag- wieder ins Zentrum brachte. Fazit:
Außer
Spesen nichts gewesen.
Egal jetzt sollte es ja erstmal mit dem Zug nach
Thessaloniki
weitergehen. Gesagt getan. Der Zuschlag für den Nachtzug mit
Schlafwagen fiel akzeptabel aus und so sassen wir am mittleren Abend
inmitten von Griechen in unserem trauten Heim für diese Nacht: Ein
6-Personen Schlafabteil. Traut war das Heim allerdings nur bis ein
Schaffner kam, der nicht nur unsere Ticketes kontrollieren, sondern
auch gleich behalten wollte. Tangiert dies einen normalen Reisenden
wohl nur mässig so befiehl uns doch eine gewisse Sorge, ob der
Schaffner am nächsten morgen die Tickets auch zurückbringen
würde. Was sollten wir tun, wenn er sich am nächsten morgen
nicht wieder zeigen würde und wir in Thessaloniki ohne
Interrailtickets dastehen würden. Doch allen Zeterns und
Lamentierens in den uns zur Verfügung stehenden Sprachen, die
leider keine Schnittmenge mit den Sprachen des Schaffners hatten,
mussten wir unsere Tickets für diese Nacht in fremde Hände
geben.
28.7.93 Schweissgebadet wachten wir
morgends auf. Doch nicht die Sorge um die Tickets, sondern die
ausgefallende (nicht vorhandene?) Klimaanlage war der Grund dafür.
Alle Sorgen erwiesen sich als unbegründet und ca. 20 Minuten vor
der Ankunft in Thessaloniki erhielten wir unsere Tickets zurück.
...
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